Der sich in der Entstehung befindliche Zubau soll – abgesehen von einer allgemeinen Erweiterung des Raumangebotes – vor allem drei fachliche Schwerpunktsetzungen möglich machen: die Etablierung der Eltern-Kind-Behandlung, den Ausbau des sich derzeit noch in der Pilotphase befindlichen Hometreatments sowie die räumliche Erweiterung der Tagesklinik.
Eltern-Kind-Behandlung:
„Die gemeinsame Therapie von Kindern mit psychischen Problemen und ihren Eltern(teilen) stellt ein in Österreich noch wenig umgesetztes Modell der kinderpsychiatrischen Behandlung dar“, erklärt Primar Clin. Ass. Prof. Dr. Paulus Hochgatterer. „Andererseits weiß man, dass familiäre Risikobedingungen, wie beispielsweise psychische Erkrankungen der Eltern, pathologischer Bindungsstil, dysfunktionale Erziehungsmethoden oder die erhöhte elterliche Belastung infolge ungünstiger sozioökonomischer Umstände als bedeutende Einflussfaktoren für psychische Störungen im Kindesalter zu gelten haben. Diese Faktoren können dazu führen, dass die Eltern-Kind-Interaktion nicht mehr in adäquater Form stattfindet und ein Teufelskreis von elterlicher Überforderung, Hilflosigkeit und kindlicher Symptomatik entsteht.“ Umso mehr freut es den Abteilungsvorstand und sein gesamtes Team, dass an der Station für Eltern-Kind-Behandlung nun Kinder ab dem Säuglingsalter mit ihren Müttern, Vätern, bei entsprechender Indikation auch Geschwistern, stationär aufgenommen werden können. Zielgruppen sind Säuglinge und Kleinkinder mit frühkindlichen Regulationsstörungen (schwere Schlaf- oder Fütterungsstörungen), Kinder mit Bindungsstörungen, Eltern-Kind-Systeme, die von Trennungsängsten bestimmt sind oder Eltern(teile), die infolge einer eigenen psychischen Erkrankung große Unsicherheiten in der Interaktion mit ihren Kindern aufweisen.
Hometreatment:
Das Hometreatment, mit dem an der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Tulln vor etwa drei Jahren begonnen wurde, stellt neben der ambulanten, tagesklinischen und stationären Therapie die vierte Säule der kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlung dar. Kinder und Jugendliche mit ihren Familien werden „aufsuchend“, das bedeutet in ihrem direkten Lebensumfeld, kinder- und jugendpsychiatrisch betreut und behandelt. Dies kann nach ambulantem Erstkontakt oder im Anschluss an stationäre Aufenthalte angeboten werden. Das Hometreatment wird – genauso wie die Kleingruppen im stationären und tagesklinischen Bereich – von einem multiprofessionellen therapeutischen Team (Medizin, Psychologie, klinische Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Diplompflege) betrieben. Im Zubau der Abteilung soll das Hometreatment-Team auch räumlich ein Zuhause finden. Büros und Besprechungsräume sind dafür geplant.
Tagesklinik neu:
Die tagesklinische Behandlung (ambulante Tagesbetreuung) in der KJPP gestaltet sich so, dass Kinder und Jugendliche über einen Zeitraum von mehreren Wochen bis Monaten täglich am Morgen an die Abteilung kommen, ein therapeutisches Programm durchlaufen und am mittleren Nachmittag wieder nach Hause gehen. Die großzügig geplanten Räumlichkeiten des Zubaus werden nun die Führung zweier Tagesklinikgruppen zu je 5 Kindern bzw. Jugendlichen möglich machen, sodass die Versorgung der Region in diesem Behandlungssetting noch ein Stück verbessert werden kann.
Die geplante Fertigstellung soll zum Jahreswechsel 2024/2025 erfolgen.
Visualisierung: Moser Architects.
BILDTEXT
Dipl. KH-BW Andreas Mikl (Kaufmännischer Direktor), DGKP Erwin Steiner (Bereichsleiter Pflege), Maria Magdalena Paul, BSc (Stationsleitung KJPP), OÄ Dr. Ursula Kogelbauer-Leichtfried, Prim. Clin. Ass. Prof. Paulus Hochgatterer (Abteilungsvorstand KJPP), Ing. Paul Gutmann, BSc (Leitung Technik).
Medienkontakt:
Universitätsklinikum Tulln
Viola Hirschbeck, MSc
Tel.: +43 (0) 2272 / 9004 – 23013
E-Mail: presse@tulln.lknoe.at